Dienstag, 27. November 2012

Ich werde das Leben sein, sagte der Mann zu dem Jungen.
Der Junge deutete den Tonfall des Mannes richtig und machte sich bereit.
Ja, Sir.
Du wirst du sein und ich werde das Leben sein.
Ja, Sir.
Es war ein Rollenspiel.
Der Mann streckte die offene Hand aus. Es war eine relativ zierliche Hand.
Aber diese Hand konnte auch hart sein. Das wusste der Junge aus eigener Erfahrung, denn er hatte diese Hand häufig zu spüren bekommen. Gib mir einen Euro, sagte der Mann.
Ich habe keinen Euro.
Der Mann betrachtete den Jungen, und der Junge schaute den Mann an und wartete.
Der Mann hatte ein sinnliches Gesicht, passemd zu den Händen; seine ganzes Äußeres war eher zart als grob. Seine Augen waren eisblau und eiskalt - die Augen eines Philosophen und eines Monsters.
Wird's bald, sagte der Mann. Er blickte auf den Tisch, tippte mit seinen schlanken Fingern darauf.
Na los, ich frage nur noch einmal. Er richtete den Blick wieder auf das Gesicht des Jungen.  
Gib mir einen Euro.
Wieder streckte er die Hand aus, schloss und öffnete sie, um seine Forderung zu unterstreichen.
Aber ich habe keinen Euro, das habe ich doch schon gesagt. Das ändert sich auch nicht, wenn du mich zweimal fragst.
Der Mann entgegnete die Bemerkung mit einem stechenden Blick. Was der Junge gerade getan hatte, war gefährlich gewesen, aber auch mutig, und vor allem der Mut zählte.
 (...)

Fortsetzung folgt

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen